Fußballasis reservieren nicht
Eben 'nen Kurzen: Fußball-Asis reservieren nicht
In den 1990er-Jahren wurde die Zusammenarbeit mit der "Deutschen Bahn AG" intensiviert mit dem Ergebnis, dass wir für Auswärtsfahrten, wo sich ein Sonderzug nicht gelohnt hätte, vergünstigte Gruppenfahrten angeboten bekamen.
Diese Art von Gruppenfahrten haben sich damals mehr als gelohnt, denn wir wurden von der DB auf Züge gesetzt, die zwar nicht ausgebucht waren, aber trotzdem alle Zugarten beinhaltete, also zum Beispiel auch den ICE.
Wir konnten bis zu 250 Fans (!!!) mitnehmen und haben diese Art von Angebot wirklich sehr, sehr oft genutzt.
Für mich als Organisator war immer wichtig, dass sich die Borussen so benahmen, dass andere Fahrgäste nicht belästigt wurden, wobei das nicht lautes Singen oder Rülpsen beinhaltete. Jedoch waren anpöbeln, beschimpfen oder körperlich attackieren absolut tabu! Da die Mitfahrer dieser Gruppenfahrten aber wussten, dass sie nie mehr günstiger zu den Auswärtsspielen unserer Borussia kommen würden, benahmen sie sich auch dementsprechend.
In der Regel waren unsere, NATÜRLICH reservierten Plätze in Wagen untergebracht, die nicht so frequentiert waren. Da dies von DB-Seite aber nicht immer klappte und auch andere Reisende manchmal sehr spät reserviert hatten kam es vor, dass diese mitten in unseren Reihen landeten.
Eigentlich war das für diese Leute eher lustig, weil die Borussen sie mehr oder weniger mit in ihr tun einbanden, was für manchen Fahrgast, der nicht zu unserer Gruppe gehörte, zu späteren Alkoholausfällen führte.
Tja, und dann gab es noch die ganz anderen…die Rentner, für die ein Fußballfan grundsätzlich ein Vollasi darstellte, wobei sie dies auch immer zeigten.
Einmal stiegen wir in Düsseldorf in einen ICE, der uns nach Hamburg bringen sollte und selbstverständlich hatten alle Mitfahrer der Gruppe, von mir vorher detaillierte Infos zu den reservierten Plätze erhalten.
Kurz nach dem Einstieg in der Landeshauptstadt kam ein Borusse zu mir und sagte, dass da auf den reservierten Plätze Leute sitzen würden, die nicht weggehen wollten…ich also hin.
Bevor ich dazu komme, wie das endet, noch eine kleine Anmerkung: auch zu dem Zeitpunkt trank ich schon einige Jahre keinen Alkohol mehr, war also stocknüchtern. Ferner behaupte ich jetzt einfach 'mal ganz großspurig, dass ich mich rhetorisch ganz gut in Diskussionen behaupten kann.
Also hin zu den Plätzen, um die es ging und wirklich, an zwei Vierer-Tischen hatte es sich ein Rentnergrüppchen bequem gemacht, darunter zwei der älteren Herrschaften, denen man im Gesicht ansah "Ich-bin-ein-deutscher-Bürger-und-gebe-meinen-Platz-nicht-an-einen-Fußballasi-ab".
Die meisten Mitfahrer kannten mich schon länger und wussten, dass es jetzt lustig werden würde…
Sehr höflich und im ruhigen Ton sprach ich die Herrschaften an und erklärte ihnen, dass die Tische, an denen sie saßen, bis Hamburg reserviert waren, sie sich gerne danach wieder dorthin setzen dürften.
Mit einem überheblichen Grinsen im Gesicht erklärte das eine senile Alphatierchen, dass er das nicht glauben würden und sie nicht weggehen würden.
Okay, ihm die Reservierung gezeigt, dazu erklärt, dass wir alle Plätze benötigten, weil wir ausgebucht seien, aber nun meldete sich der andere, mit einem genauso arroganten Lächeln.
"Nein, wir gehen hier nicht weg. Da könnte ja jeder kommen!"
Höflich blieb ich natürlich immer noch, aber der Tonfall änderte sich jetzt und ich drohte mit dem Zugchef, wenn sie jetzt nicht sofort die Plätze räumen würden.
Okay, der selbstsichere Ausdruck in den Gesichtern verschwand, aber sie wollten es darauf ankommen lassen, dass ich den Zugchef holte, was ich dann natürlich tat.
Nachher erfuhr ich von einigen Mitfahrern, dass verschiedene Spaßvögel der Gruppe die ganze Zeit Sprüche losließen, die zwar nicht beleidigend waren, aber doch klar machten, dass sich da gerade Leute, die zwei Weltkriege verloren hatten, die nächste Schlappe abholen würden…
Lange Rede, kurzer Sinn…der Zugchef machte den Senioren schnell klar, dass sie diese Plätze bitte sofort verlassen mussten und unter sehr lautem Jubel, natürlich mit den üblichen "Auf Wiedersehen, auf Wiedersehen"-Rufen begleitet, alle Anwesenden, schlichen die achten Oldies von dannen.
Um es noch einmal zu betonen, wir hatten viele Begegnungen mit älteren Mitfahrern und die meisten dieser Leute waren am Ende über die Heiterkeit unserer Borussengruppen begeistert.
Als diese acht aber das Zugabteil verließen, da brüllte auch ich "Auf Wiedersehen" mit…
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